"Ehrlich gesagt erlebe ich die stärksten Gefühle in der Beziehung zu Makena: wenn wir uns mal streiten, wenn wir Abschied nehmen, wenn wir kuscheln ... beim Verabschieden habe ich oft ein mulmiges Gefühl. Aber wenn Makena dann sagt, dass wir uns in ein paar Tagen wiedersehen und sie sich zwischendurch meldet, dann geht es wieder ... das mulmige Gefühl wandelt sich und wird eher zu Vorfreude, einem leichten Kribbeln im Bauch. Gefühle können sich echt schnell verändern."
• Deine Gefühle sind keine festen Dinge – sie entstehen
Die Wissenschaftlerin Lisa Feldman Barrett gilt als weltweite Expertin zum Thema, was Emotionen sind. Was sagt sie im Wesentlichen?
Viele von uns denken:
„Ich habe Angst.“
„Ich bin wütend.“
„Meine Traurigkeit ist einfach da.“
Klingt logisch. Aber die Neurowissenschaftlerin Lisa Feldman Barrett sagt:
So funktionieren Gefühle nicht.
• Gefühle passieren nicht einfach – sie werden gemacht
Nach Feldman Barrett sind Gefühle keine fertigen Programme, die automatisch in dir ablaufen. Dein Gehirn ist eher wie ein DJ:
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Es sammelt Infos aus deinem Körper (Herzschlag, Atmung, Spannung)
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Es nimmt wahr, was um dich herum passiert
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Es greift auf deine Erfahrungen, Erinnerungen und Wörter zurück
Und daraus „baut“ es ein Gefühl.
In jedem Moment. Neu. Immer wieder. Das heißt: Gefühle sind Vorhersagen deines Gehirns darüber,
„Was bedeutet das gerade – und was soll ich jetzt tun?“
• Gleicher Körper, anderes Gefühl
Stell dir vor:
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Herz schlägt schneller
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Hände sind feucht
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Bauch kribbelt
Was ist das?
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Vor einer Mathearbeit: Angst
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Beim Date: Aufregung
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Auf der Bühne: Nervenkitzel
Der Körper fühlt sich ähnlich an. Das Gefühl ist unterschiedlich. Warum? Weil dein Gehirn die Situation anders interpretiert.
• Gefühle sind lernbar (und verlernbar)
Ein wichtiger Punkt bei Feldman Barrett: Gefühle sind keine Naturgewalt, sondern etwas, das du lernst.
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durch Sprache
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durch Kultur
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durch das, was andere dir über Gefühle beigebracht haben
Wenn du nur ein Wort kennst („Stress“), fühlt sich alles gleich schlimm an. Wenn du mehrere Wörter hast („angespannt“, „unsicher“, „überfordert“, „müde“), wird dein inneres Erleben feiner.
Also: Mehr Wörter = mehr Wahlmöglichkeiten.
• Was hat das mit Meditation zu tun?
Sehr viel. Meditation bedeutet hier nicht: „Ich mache Gefühle weg.“
Sondern:
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Ich nehme wahr, was im Körper passiert
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Ich beobachte, welche Geschichte mein Gehirn daraus macht
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Ich erkenne: Das ist ein Prozess – kein fester Zustand
Du bist nicht dein Gefühl. Du bist der Raum, in dem Gefühle entstehen.
• Gute Nachricht zum Schluss
Wenn Gefühle konstruiert werden, dann heißt das nicht:
„Ich bin schuld, wenn es mir schlecht geht.“
Sondern:
„Ich habe Spielraum.“
Nicht sofort.
Nicht perfekt.
Aber Schritt für Schritt.
Und genau da beginnt Mindfulness.
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