"Hast du schon mal eine Ziege beim Wiederkäuen gesehen? Oder ein Kuh? Diese Pflanzenfresser würgen ihre bereits geschluckte Nahrung wieder hoch und kauen sie erneut durch. Dadurch wird das Futter feiner zerkleinert und kann mithilfe von Mikroorganismen im Magen besser verdaut werden. Letztens habe ich Makena beobachtet, wie sie eine Ziege streichelt. Und das liebe Tier kaute und kaute. Genau so kaue ich oft auf Gedanken rum, meist Problemen – nur dass das Gedankenfutter nicht verdaulicher wird ... " – アオイ
Kennst du das? Du liegst im Bett. Eigentlich bist du müde. Aber dein Kopf sagt: Nein.
Ein Gedanke kommt. Dann noch einer. Dann derselbe nochmal. Und nochmal. Willkommen im Grübel-Modus.
• Was heißt eigentlich „Grübeln“?
Grübeln (oder auch Ruminieren) ist wie Wiederkäuen – nur nicht mit Essen, sondern mit Gedanken. Du kaust immer wieder auf etwas herum:
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einem Gespräch
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einer peinlichen Situation
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einer Sorge
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einer Frage ohne Antwort
Und egal wie oft du es durchdenkst – es wird nicht klarer, nur anstrengender.
• Warum macht unser Kopf das?
Ganz wichtig: Dein Gehirn meint es nicht böse. Grübeln ist ein alter Schutzmechanismus.
Dein Kopf denkt: „Wenn ich lange genug darüber nachdenke, finde ich eine Lösung und dann passiert mir das nie wieder.“
Problem: Viele Dinge lassen sich nicht durch Denken lösen. Gefühle, Unsicherheit, Angst – die verschwinden nicht, nur weil man sie analysiert.
Grübeln fühlt sich an wie Denken – ist es aber nicht
Hier ein Unterschied, der wichtig ist:
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Nachdenken = bewegt sich vorwärts
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Grübeln = läuft im Kreis
Grübeln bringt dich nicht näher an eine Antwort. Es zieht dich nur tiefer hinein.
Man merkt es oft daran, dass:
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sich der Körper anspannt
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die Stimmung kippt
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alles schwerer wird
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man sich selbst immer kritischer sieht
• Typische Grübel-Sätze
Vielleicht kennst du einige davon:
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„Warum bin ich so?“
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„Was, wenn ich alles falsch mache?“
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„Das hätte ich anders sagen müssen.“
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„Andere kriegen das doch auch hin.“
Diese Sätze fühlen sich wichtig an. Aber sie helfen nicht. Sie drehen sich nur weiter.
• Meditation ist kein Aus-Knopf fürs Grübeln
Das ist wichtig zu sagen. Meditation heißt nicht:
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Gedanken stoppen ❌
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leer werden ❌
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immer ruhig sein ❌
Meditation heißt eher: „Ich merke, dass ich grüble – und ich bleibe trotzdem da.“
Statt mitten im Gedankenkarussell zu sitzen, trittst du einen Schritt zurück und beobachtest, was da läuft. Nicht bewertend. Nicht kämpfend. Einfach wahrnehmend.
• Ein kleiner Perspektivwechsel
Stell dir vor: Deine Gedanken sind wie Wolken. Manche hell. Manche dunkel. Manche bleiben lange.
Du bist nicht die Wolken. Du bist der Himmel, in dem sie auftauchen.
Grübeln heißt: Du verwechselst dich mit einer Wolke.
Meditation heißt: Du erinnerst dich an den Himmel.
• Ein Mini-Experiment (kein Muss)
Wenn du magst, probier das beim nächsten Grübeln:
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Sag innerlich: „Ah. Grübeln.“
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Spür kurz deinen Körper:
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Füße
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Rücken
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Atem
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Tu nichts weiter.
Kein Wegmachen. Kein Analysieren. Nur Wahrnehmen. Oft reicht das schon, damit der Gedankenknoten ein bisschen lockerer wird.
• Wichtig zum Schluss
Grübeln heißt nicht, dass mit dir etwas nicht stimmt. Es heißt nur, dass dein Kopf gerade versucht, dich zu schützen – auf eine Art, die nicht wirklich hilft. Und das kannst du lernen zu sehen. Schritt für Schritt. Ohne Druck.
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